#MailZukunft = KalenderZukunft = Arbeit 4.0

Herbert Wagger  2 July 2014 10:59:12
Mit seinem  Beitrag "Der tägliche E-Mail Schmerz..." hat Stefan Pfeiffer (IBM) sein "Blogstöckchen" in die Runde geworfen und zum Thema #Mailzukunft eine #Blogparade gestartet.
Da die Blogparade nur bis Ende Juni vorgesehen war, möchte ich zumindest einen verkürzten Beitrag (war schon vor einigen Wochen vorbereitet) einbringen und meine Sicht über die Zukunft der e-mail darlegen.

Für mich ist dieses Thema auch deshalb interessant, weil wir selbst seit längerer Zeit an einer Lösung zum allgemeinen e-mail Problem arbeiten.
In mehreren Blogbeträgen ist schon darauf hingewiesen worden, dass sich die e-mail in den letzten 20 Jahren kaum verändert hat. Wir haben vor ca. 4 Jahren in unseren Analysen einen noch größeren Innovations-Blocker ausfindig gemacht - den Kalender. Dieser hat sich seit dem Gregorianischen Kalender aus dem 16. Jahrhundert noch weniger verändert, ausser dass es statt dem analogen Kalender einen digitalen gibt.
Ich habe damals bereits meine Ideen unter dem Codenamen "Kalender der Zukunft" bzw. "Waggerian Calendar" zusammengefasst. Es hat den Kalender inklusive e-mail, Nachrichten, Aktivitäten, Social Media und was es sonst noch am Arbeitsplatz gibt, als zentrale Kommunikations- und Arbeitsdrehscheibe gesehen. Das Thema wurde auch wissenschaftlich von der Universität Klagenfurt und einem Doktoranden der Universität Heidelberg begleitet.

Ausgangspunkt und Überlegungen zur #Mailzukunft

Bis vor 2 Jahren habe ich auch noch jedem Kunden gesagt, die e-mail ist tod. Social Networking ist die einzige Alternative. Von diesen "zero e-mail" Ansätzen (Atos) bin ich jetzt nicht mehr ganz überzeugt, vielmehr sehe ich eine Verlagerung in der Bedeutung der e-mail -- e-mail vs. Social Stream. Das Problem liegt aus meiner Sicht jedoch generell in der Informationsüberflutung, egal ob per e-mail oder social streams.
Darüber ist ebenfalls schon viel in diversen Beiträgen der Blogparade geschrieben worden, weshalb ich in diesem Beitrag nicht noch einmal darauf eingehe. Zusammengefasst sehe ich in der e-mail immer mehr ein reines Träger-Medium/Protokoll, das den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Kommunikationskanäle darstellt (inkl. Notifications/Benachrichtigungen). Auf der anderen Seite nehmen aber auch "normale" e-mails und "Nachrichten" ständig zu. Durch die tägliche  Informationsüberflutung ist es unmöglich, sich auf das Wesentliche zu fokkusieren bzw. nur jene Informationen herauszufiltern, die für uns wichtig sind.
Daher muss die nächste Generation von E-Mail Klienten wesentlich mehr können, als nur Nachrichten anzeigen - sie müssen eingehende Nachrichten automatisch analysieren, bewerten und organisieren können. Der Benutzer soll wichtige E-Mails sofort erkennen, ohne sie zuvor lesen zu müssen.

In einem Innovations- und Forschungsprojekt (mit der Universität Klagenfurt und Projektpartner) haben wir mit Hilfe von Methoden im Bereich Natural Language Processing (NLP) versucht, die Inhalte von Nachrichten semantisch zu analysieren um daraus Communication Events und Prioritäten (Antwort erforderlich, Aktion erforderlich, Erinnerungen, Todos, wichtig/unwichtig, usw.) automatisch zu erkennen und zu verarbeiten. "Noise" wie Newsletter oder Werbung soll genauso ausblendbar sein wie endlose Mail-Konversationen, in denen ich nur als "Beifahrer" in Kopie bin. Durch die Text-Analyse soll gleichzeitig eine Zusammenfassung aller wichtigen Ereignisse am Beginn der mail dargestellt werden, wodurch man wichtiges auf einen Blick sieht..

Die zweite wesentliche Überlegung im Forschungsprojekt war, dass man vom typischen Inbox- und Ordner-Denken wegkommt. Nicht nur das Suchen, schon allein das manuelle Einordnen selbst ist ein großer Zeitfresser. Nachrichten (egal ob e-mails oder Posts aus internen oder externen sozialen Netzwerken) sollen durch a) semantische Analyse, b) hashtags oder c) user-defined keywords getagged werden und führt damit zu einer automatischen Kategorisierung und Zuordnung zu Projekten, Diskussionen, Aktivitäten, usw. Stefan Pfeiffer (@DigitalNaiv) nennt das glaube ich - "alles muss im Kontext gesehen werden".
Für die Darstellung und Visualisierung wurde anstelle der klassichen Ordner ein völlig neuer Ansatz gewählt. Mit einem sogenannten "Bubble Explorer" werden Analyseergebnisse, Personen, Tags oder die Zeitachse als Bubbles in unterschiedlichen Farben und unterschiedlichen Größen (aufrund von Gewichtung/Prioritäten) dargestellt. Über die Bubbles kann ich sofort Muster und in meinen Daten erkennen, kann damit wichtiges von unwichtigen unterscheiden und komme mit ganz wenigen Klicks zu meinem gewünschten (Such)-Ergebnis. Weiters werden die Ergebnisse mittels Algorythmus und errechneten Score-Wert intelligent sortiert. Zukünftig soll über NLP (Natural Language Processing) auf bestimmte Mails automatisch geantwortet werden können. Beispielsweise soll das System erkennen, dass jemand einen Termin mit mir benötigt, selbst in meinem Kalender nachschaut und die Antwort aufgrund diverser Präferenzen und Parameter sendet.  

Weitere Informationen befinden sich in diesem Blog-Beitrag "Semantic Mail. An opportunity to be more productive at Work".

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